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Die erste Strophe enthält fünf Verse, die zweite vier und die letzte nur noch zwei. Das Thema des Gedichts "An die Verstummten" von Georg Trakl ist die arstellung der als unmenschlich und kalt empfundenen Stadt. Das Gedicht ist eine Botschaft "an die Verstummten" mit stark appellativen Charakter. Wer diese Personen sind, erfährt man zunächst nicht: die Verstummten sind eine Gruppe von Menschen, die in der Anonymität der Stadt untergegangen sind und keine Chance haben sich zu artikulieren. Gleich die erste Zeile des Gedichts gleicht einer Klage des Erzählers, der an dieser Kälte leidet: "O, der Wahnsinn der großen Stadt, da am Abend / an schwarzen Mauern verkrüppelte Bäume starren". Das Wort "Wahnsinn lässt die Abscheu und Enttäuschung des Erzählers scheint "am Abend " durch die Großstadt zu laufen, dabei sieht er im Dunklen mystische, ja bedrohliche Gestalten. Trakl gibt diese erfahrenen Eindrücke durch den für den Expressionismus typischen Reihungsstil wieder. Man bekommt den Eindruck, dass der Erzähler es nicht schafft die zahlreichen Impressionen an den Leser zu vermitteln und es entsteht ein Gefühl von Hektik und Verzweiflung, was durch das unregelmäßige Metrum und das aufgelöste Reimschema noch verstärkt wird.
Die "Purpurne Seuche" könnte als eine dezent-freche Anspielung auf die katholische Kirche und dem Kaiser sein. Die "grünen Augen", die hier von Gott "gepeitscht" werden, zerbrechen – Die Bedeutung diese Bildes ist wieder recht unklar. Die "grünen Augen" könnten metonymisch 7 für die Hoffnung der Stadtbevölkerung stehen. Im jammert der Sprecher über das "grässliche Lachen" des "Golds" (Personifikation 8). Die Bedeutung dieses Verses scheint ungewohnt eindeutig zu sein: Der Sprecher beschreibt hier die Bösartigkeit des Materialismus 9 und – durch die Personifikation – auch die der Reichen selbst. Die letzte zweiversige Strophe gibt wiederum Rätsel auf. In "dunkler Höhle" "blutet" die "stummere Menschheit" (V. 10). "Bluten" zielt auf eine gewisse Verletzung, ein Leiden oder den schmerzlichen Verlust von etwas hin. Das Adjektiv "stummere" ist der Komparativ 10 zu "stumm"; da es von "stumm" allerdings keine (sinnvolle) Steigerung gibt, ist die Anwendung der Steigerungsform hier eigentlich unsinnig.
An die Verstummten von Georg Trakl 1 O, der Wahnsinn der großen Stadt, da am Abend 2 An schwarzer Mauer verkrüppelte Bäume starren, 3 Aus silberner Maske der Geist des Bösen schaut; 4 Licht mit magnetischer Geißel die steinerne Nacht verdrängt. 5 O, das versunkene Läuten der Abendglocken. 6 Hure, die in eisigen Schauern ein totes Kindlein gebärt. 7 Rasend peitscht Gottes Zorn die Stirne der Besessenen, 8 Purpurne Seuche, Hunger, der grüne Augen zerbricht. 9 O, das gräßliche Lachen des Golds. 10 Aber stille blutet in dunkler Höhle stummere Menschheit, 11 Fügt aus harten Metallen das erlösende Haupt. Arbeitsblatt zum Gedicht PDF (24 KB) Suchen Durchsucht die Hausaufgaben Datenbank
Selbst der Sprecher bleibt hier passiv und gefühlskalt, da er nicht eingreift um der Prostituierten zu helfen. Gott bestraft die "Besessenen" der Stadt, indem er zornig gegen die Stirn derer peitscht (V. 7). Die Peitsche des Gottes – wenn man so will – stellen die "Purpurne Seuche" und "Hunger" dar (V. 8). Mit "Hunger" ist mit ziemlicher Sicherheit die real existierende Armut und der Nahrungsmangel zu dieser Zeit gemeint. Die Städte wuchsen sehr schnell und die Agrarwirtschaft war noch nicht auf die Massenproduktion ausgelegt. Eine "Purpurne Seuche", "Purpurseuche" oder ähnliches gibt es nicht. Damit könnte "irgendeine" Seuche wie Cholera gemeint sein, es gibt allerdings keine Seuche, die charakteristisch mit dem Adjektiv "purpur" in Verbindung zu bringen wäre. Charakteristisch für die Farbe purpur ist allerdings, dass sie offiziell die Farbe von Kaiser, Königen und Kardinalen war. Purpur ist ein Farbstoff, der heutzutage synthetisch hergestellt werden kann, damals allerdings wurde er sehr aufwendig und kostspielig aus der am Mittelmeer beheimateten Purpurschnecke gewonnen und war daher auch nur sehr reichen und mächtigen Zeitgenossen erschwinglich.