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Staatsoper Hamburg - Stück: Ballett Von John Neumeier | MatthÄUs-Passion

In dieser "Matthäus-Passion" wird alles mindestens drei Mal auf die gleiche Weise gesagt. Neumeiers Schreitmimen verwandeln die Passion in ein in Stein gemeißeltes Weihespiel. Mit Grabesmienen stolzieren sie gemessenen Schrittes über die Bühne, was Neumeiers ohnehin verkrampften Bewegungen einen gipsartigen Charakter verleiht. Jede Bewegung ist mit Kraft aus dem Körper gestemmt, bleibt für einen Moment als Schmerzenspose in der Luft hängen, bevor sie zu Staub zerfällt. Lediglich in den dynamischeren Passagen vermögen die Tänzer sich etwas aus diesem Korsett zu befreien. In den sakral anmutenden Rundtänzen wie in einzelnen Formationen kommt die Bewegung endlich in Fluß und reißt die bedeutungsschwangere Pantomime einfach mit. In John Neumeiers "Matthäus-Passion" wird die Seele nicht zum Tanzen gebracht, was ja eigentlich die schwierige Aufgabe dieses Balletts wäre. Sie wird lediglich mit einem Katalog wohlfeiler Gesten bebildert. Das führt zu hohlem, aufgesetztem Pathos, das über die lange Dauer von vier Stunden streckenweise schwer zu ertragen ist.

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Kaum haben wir an Ostern die Auferstehung Christi gefeiert, holt uns dessen Leidensgeschichte schon wieder ein. In der Frankfurter Alten Oper gastierte das Hamburger Ballett mit John Neumeiers "Matthäus-Passion"... K aum haben wir an Ostern die Auferstehung Christi gefeiert, holt uns dessen Leidensgeschichte schon wieder ein. In der Frankfurter Alten Oper gastierte das Hamburger Ballett mit John Neumeiers "Matthäus-Passion" zur Musik von Johann Sebastian Bach, die nach dem Evangelium des Matthäus von der Ankündigung der Kreuzigung durch Jesus an seine Jünger über die Grablegung bis hin zur Verkündung der Auferstehung die ganze Leidensgeschichte in Rezitativen, Arien und Chorälen erzählt. Auch nach 25 Jahren hat man Respekt vor dem Wagemut dieses monumentalen Unterfangens, wenn das Resultat auch arg in die Jahre gekommen ist. Darüber zu streiten, wie es nach der Uraufführung des Jahres 1981 in der Hamburgischen Staatsoper geschah, ob sich die Passion Christi als Stoff für einen Tanzabend überhaupt ziemt, mutet uns heute fremd an.

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Ballett von John Neumeier Musik: Johann Sebastian Bach Choreografie, Inszenierung, Bühnenbild und Kostüme: John Neumeier Livemitschnitt aus dem Festspielhaus Baden-Baden 2005 Mit John Neumeier und dem HAMBURG BALLETT Mitsuko Shirai (Sopran), Marga Schiml (Alt), Peter Schreier (Tenor), Franz Grundheber (Bass), Bernd Weikl (Bass) Es singen und spielen Chor und Orchester St. Michaelis unter der Leitung von Günter Jena. John Neumeiers choreografierte "Matthäus-Passion" zählt zu den Signaturstücken des HAMBURG BALLETT. Das Ballett ging rund um die Welt von New York über Hiroshima bis nach Buenos Aires Laufzeit: 211 Min. Region code: 0 (weltweit) 3 DVDs / 2 Blu-Ray Discs Label: Arthaus Zubehör Produkt Hinweis Status Preis Matthäus-Passion Programmheft 4, 00 € * * Preise inkl. MwSt., zzgl. Versand Details zum Zubehör anzeigen Kunden, die dieses Produkt gekauft haben, haben auch diese Produkte gekauft Diese Kategorie durchsuchen: DVD/Blu-ray

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Schließlich ging es im klassischen Bühnentanz wie in weiten Teilen der Moderne immer darum, im Tanz die unvergängliche Seele anschaulich zu machen. Der gefallene Körper war dem Tanz immer nur Mittel zum Zweck. So birgt denn auch der christliche Stoff die Gefahr, Eulen nach Athen zu tragen. Neumeier überformt nur noch einmal, was dem Ballett als Form immer schon eigen war. Die Bühne im Großen Saal der Alten Oper ist leer. Drei Stufen führen hinauf zu einem hinteren Teil, in dem sich die 21 Tänzer und 20 Tänzerinnen des Hamburger Balletts zu Beginn zu einem Kreuz formieren, bevor sie dort auf sieben Bänken Platz nehmen und dem Geschehen auf der Vorderbühne zuschauen. In John Neumeiers "Matthäus-Passion" ist jeder zugleich Zuschauer und Teilnehmer. Wir alle, auch das Publikum, sind gemeint, wenn sich einzelne Tänzer unters Volk mischen, um der Verhaftung Jesu zuzuschauen. Auf der Vorderbühne liegt ein weißes Hemd in Kreuzform auf dem Boden. Auf der rechten Seite befindet sich ein rotes Quadrat, auf dem sich Jesus später, wenn er mit seinem Vater hadert, wie ein Wurm krümmen wird.

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Im zweiten Teil wird er hier an den Bänken, die ihm vorher schon als Gefängnis gedient hatten, gekreuzigt werden. Kaum hat sich Lloyd Riggins als Christus das Gewand angelegt, wird er von zwei Männern in Grau (Edvin Revazov und Sebastien Thill) begleitet, die mit ihm die Dreifaltigkeit darstellen. Beginnt in Bachs Rezitativen Jesus zu sprechen, führen sie ihm die Hände vom Mund, damit sein Wort die Menschen auch erreiche. Haben die Jünger Furcht, zittern die Tänzer am ganzen Körper. Sind sie wütend, recken sie die Faust oder stampfen mit den Füßen. Neumeiers Bewegungssprache ist von einer eindeutigen Symbolik und kindlichen Schlichtheit, über der man voller Demut gerne die Augen schlösse, um sich ganz der Musik zuzuwenden. Die vom Band eingespielte Live-Aufnahme aus der Hamburger St. -Michaelis-Kirche aus dem Jahr 1980 (Leitung: Günter Jena) setzt allerdings ebenso wie Neumeiers Tanz auf ein gefühliges Vibrato auf Kosten von Schärfe und Klarheit. Machte man die Augen einfach zu, hätte das den gnädigen Effekt, den Tanz nicht sehen zu müssen, der neben Musik und Text nichts Eigenes zu erzählen hat.

Sonstige Literatur: Baum, Günther: Die Rezitativschlüsse der Matthäuspassion. In: Musica 1950 265-269 Blankenburg, Walter: Das Weihnachts-Oratorium von Johann Sebastian Bach. München/Kassel/Basel 1985 Blankenburg, Walter: Einführung in Bachs h-moll-Messe. München/Kassel/Basel 19863 Blume, Friedrich: Syntagma Musicologicum II. Gesammelte Reden und Schriften 1962-1972. Hrsgg. vo. Anna Amalie Abert u. a., Kassel/Basel 1973 231-247 Bretschneider, Wolfgang: Eine Karfreitags"predigt" von 1729 oder Bachs Matthäuspassion ist noch nicht vollendet. in: musica sacra 104/1984 112-117 Dadelsen von, Georg: Beiträge zur Chronologie der Werke Johann Sebastian Bachs. Reihe: Tübinger Bach-Studien, hrgg. von Walter Gerstenberg, Heft 4/5, Trossingen 1958 Dürr, Alfred: De vita cum imperfectis. In: Festschrift Arthur Mendel Dürr, Alfred: Die Johannes-Passion von Joharln Sebastian Bach. Entstehung, Uberlieferung, Werkeinführung. München/Kassel/Basel 1988 Dürr, Alfred: Kritischer Bericht (KB) zur Matthäuspassion NBA, Kassel/Basel 1974 Dürr, Alfred: Zur Chronologie der Leipziger Vokalwerke J. In: Bach-Jahrbuch 1957 (Dokumente) (DOK) Eichenberg, Friedrich Karl: Das Bekenntnis des Hauptmanns in der Matthäuspassion J. S. Bachs.